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Gedanken Elisabeth Engelhardts
aus ihrem Roman „Feuer heilt"
warum .., finden wir uns nicht ab mit unseren weißen hohlen Schädeln wir, die mähen züchten und schlachten, finden uns nicht ab mit einem starren Gesetz Kommen Blühen Welken ... Etwas in dir will nicht ausgelöscht sein und nicht im Dunkeln vermodern will bewahrt werden bis auf den Jüngsten Tag das will auferstehen zum Leben."
Wissenwertes zu Elisabeth Engelhardt
Wer war diese außergewöhnlich begabte Frau mit dem herben Charme, die mutig und unbeirrt ihren Lebensweg meisterte? Niemand hat geahnt, dass dieses Mädchen einmal Schriftstellerin und Malerin werden würde, als es im Jahre 1925 als Ältestes von fünf Kindern eines Kleinbauern geboren wurde. Ihr Heimatdorf Leerstetten, heute ein Ortsteil von Schwanstetten, zählte damals 450 Einwohner. Gänse, Hühner und Enten liefen ungestört über die staubige Dorfstraße, Ochsengespanne rumpelten über die Schlaglöcher, Wasser holte man aus hölzernen Ziehbrunnen und die Mädchen wurden bestenfalls Bäuerin, schlimmstenfalls Dienstmagd, eine andere Karriere war undenkbar.
Wie kam es, dass sich Elisabeth Engelhardt zu einer der talentiertesten fränkischen Nachkriegsautorinnen entwickelte?
Schon ihre Herkunft ist ungewöhnlich, denn ihr Großvater mütterlicherseits gehörte einst zur Leibwache König Ludwigs Il. Die Mutter Marie brachte als höhere Beamtentochter viele Bücher mit in die Ehe. So hatte das Kind von Anfang an einen weiteren Horizont als in einem damaligen Bauernhaushalt, in dem gewöhnlich nur die Bibel vorhanden war. Lange Wartejahre lagen hinter ihr, als sie, fast vierzigjährig, ihren ersten Roman "Feuer heilt" veröffentlichen konnte. Dieser Roman erzählt die Geschichte der Außenseiterin Genoveva, die im 18. Jahrhundert in die Mühlen eines Hexenprozesses gerät.
Das Buch erregte Aufsehen, Rezensionen erschienen im gesamten deutschsprachigen Raum. 1967 erhielt die Autorin für diesen meisterlichen Erstling den Förderpreis der Stadt Nürnberg. Professor Dr. Hermann Glaser, von 1964 bis 1990 Nürnberger Kulturreferent, sprach in seiner Lobrede von einem Werk, "das über das Ergriffensein zum Begreifen führt."
1974 erschien ihr zweiter Roman "Ein deutsches Dorf in Bayern". Spannend und mit dem Wissen einer Insiderin nimmt sie den Bauboom und den Untergang des alten Dorfes unter die Lupe. Nicht nur die äußeren Veränderungen nimmt sie wahr es entstehen Reihenhäuser "eine Zeile, wie die andere", schreibt sie, sondern auch die Veränderungen in den Menschen. Althergebrachte Lebensgemeinschaften zerbrechen, neumodische Status-Symbole Auto, Waschmaschine, Fernseher verlangten zusätzliche Arbeit in der Fabrik.
Nur 53 Lebensjahre waren ihr vergönnt, 13 Jahre lang bewegte sie sich in der Öffentlichkeit, zumeist schüchtern und selten das Wort ergreifend. Längst würden ihre Bücher ein Schattendasein führen, wenn nicht einige Menschen sich engagiert einsetzten. 1994 konnte Ingeborg Höverkamp die erste Biografie über sie veröffentlichen. Vorträge und Seminare über Leben und Werk der Schriftstellerin folgten. Exkursionen „Auf den Spuren Elisabeth Engelhardts" finden alljährlich statt. Abiturienten/innen nahmen sich des Themas an. Mehrfach wurden ihre beiden Romane posthum neu aufgelegt. Zu ihrem 10., 15. und 20. Todestag wurde ihrer in würdigem Rahmen gedacht. Im Jahre 1997 verlieh der Landkreis Roth zum ersten Mal den Elisabeth-Engelhardt-Literaturpreis, der alle drei Jahre an Literaten aus dem Landkreis Roth vergeben wird, an Ingeborg Höverkamp. Weitere Preisträger sind Klaus Schamberger (2000), Gerd Berghofer (2003), Elfriede Bidmon (2006) und Willi Weglehner (2009). Es sind Impulse, die das Interesse an der 1978 verstorbenen Schriftstellerin wach halten und einen immer größeren Leserkreis schaffen für ein Werk, "mit dem sie sich in die erste Reihe der fränkischen Autoren gestellt hat", wie Karlheinz Goldmann, der damalige Direktor der Stadtbibliothek Nürnberg sagte.
Ingeborg Höverkamp
Quelle: Museumsverein Schwanstetten unter www.museum-schwanstetten.de