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„Helferkreis Asyl und Integration“ in Schwanstetten löste sich zum Jahresende 2024 auf
Erstelldatum30.01.2025
Ein Jahrzehnt der Hilfeleistungen geht zu Ende
Wirklich stolz können Dr. Axel Zessin, Sprecher des Helferkreises Asyl und Integration, und seine Mitstreiterinnen und Mitstreiter auf die geleistete Arbeit in den vergangenen Jahren zurückblicken.
Inzwischen ist der Bedarf an Hilfeleistungen für Geflüchtete aber deutlich zurückgegangen. Auch die Anzahl der Ehrenamtlichen, die Hilfestellungen geben könnten, hat sich nach und nach verringert. Der Helferkreis stellte deshalb seine Arbeit offiziell Ende 2024 ein.
Während der ersten Flüchtlingswelle wurden in Schwanstetten Menschen aus dem Iran, Irak, Äthiopien und Somalia durch das Landratsamt Roth in verschiedenen Wohnungen in unserer Gemeinde untergebracht. Anfänglich gab es wenig soziale Betreuung durch das Landratsamt, es gab keine Deutsch- oder Integrationskurse durch das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge.
Auf Initiative der Marktgemeinde Schwanstetten hatte sich 2013 deshalb eine Gruppe Ehrenamtlicher zusammengefunden, die sich dem damals noch völlig neuen Thema der Hilfeleistungen und für die Integration von Flüchtlingen in unsere Gemeinde voller Tatendrang und Energie angenommen hatte.
Anfänglich war der Helferkreis eine noch unkoordinierte Gruppe, in der jeder versucht hat, jedem zu helfen. Relativ schnell entschied man sich deshalb, Dr. Axel Zessin zum Sprecher des Helferkreises zu wählen.
Um die Hilfeleistungen effektiver zu gestalten, wurde ein Patensystem aufgebaut, in dem einzelnen Asylbewerbern oder Asylbewerberfamilien Helfer zugeordnet wurden. Diese waren direkte Ansprechpartner für die Hilfesuchenden und bauten oft einen persönlichen Kontakt zu den Geflüchteten auf. Es entstanden viele enge Beziehungen, sogar Freundschaften, die weit über das eigentliche Helfen hinausgingen und teilweise bis heute bestehen.
Der Schwanstettener Helferkreis erhielt als einer der ersten aktiven Helferkreise im Landkreis diverse Einladungen von anderen Kommunen und darüber hinaus zu Vorträgen und Diskussionsveranstaltungen, um sein gut organisiertes Konzept vorzustellen und Anregungen zu geben.
Für sein Engagement erhielt Dr. Axel Zessin als Sprecher eine Würdigung und besondere Anerkennung durch die damalige bayerische Staatsministerin für Arbeit und Soziales, Familie und Integration.
In der Spitze bemühten sich 40 Schwanstettenerinnen und Schwanstettener um die neuen „Nachbarn“ aus dem Ausland.
Unterstützt wurde in allen Fragen des alltäglichen Lebens, bei Behördengängen, Arztterminen, bei der Arbeits-, Ausbildungs- oder Wohnungssuche. Ein großer Schwerpunkt waren auch die regelmäßigen Deutschkurse. Für alle Unterstützungen galt immer der Grundsatz „Hilfe zur Selbsthilfe“.
Als dann der Syrienkrieg eine zweite, deutlich größere Flüchtlingswelle auslöste, erwies sich Momo Harmel als echter Glücksfall, da er fließend arabisch spricht. Seine Hilfestellungen für diese Asylsuchenden waren einfach Gold wert. Er nahm sich insbesondere der jungen Männer sehr intensiv auf eine väterliche Art und Weise an und engagiert sich bis heute.
Gerne erinnern sich die Helferinnen und Helfer auch an die Stände gemeinsam mit den Geflüchteten am Thomas- oder Walpurgismarkt. Hier wurden gegen eine freiwillige Spende für den Helferkreis verschiedene landestypische Leckereien zum Probieren angeboten.
Die dritte große Flüchtlingswelle verursachte dann der Ukrainekrieg. Rund 50 Frauen und ihre Kinder kamen auf einmal in Schwanstetten an. Die Integration und die formellen Schritte verliefen reibungslos, da meist eine erste Unterbringung privat bei Freunden oder Bekannten erfolgte und sofort ohne individuelle Prüfung durch die Behörden ein sogenannter „subsidiärer Schutz“ gewährt wurde. Auch Plätze in offiziellen Deutsch- und Integrationskursen standen nach kürzester Zeit in ausreichender Anzahl zur Verfügung. Unterstützung durch den Helferkreis war nur wenig nötig.
Seit einem Jahr treffen erneut viele Asylsuchende in Schwanstetten ein. Sie kommen überwiegend aus Syrien, Kuba oder der Türkei. Im Gegensatz zu früher sind die Flüchtlinge nun zentral untergebracht. Durch das Landratsamt Roth wurden Beherbergungsverträge für größere Wohneinheiten abgeschlossen. Der Eigentümer ist damit als Beherberger nun in erster Linie für die Betreuung der dort untergebrachten Menschen zuständig.
Viele der Geflüchteten haben es sich zum Ziel gesetzt, möglichst schnell Arbeit zu finden. Die meisten der in Schwanstetten lebenden Flüchtlinge sind deshalb derzeit auf Arbeitssuche, arbeiten bereits oder besuchen einen Deutschkurs. Hilfsangebote des Helferkreises waren deshalb kaum gefordert oder wurden nicht wahrgenommen.
Es ist erfreulich, dass der Bedarf an Unterstützung über die Jahre kleiner geworden ist. Denn genau das war das Ziel, das der Helferkreis von Anfang an angestrebt hatte: Hilfe zur Selbsthilfe. Die Geflüchteten sind besser vernetzt als früher, treten eigenständig miteinander in Kontakt, helfen sich gegenseitig und bauen so auch Freundschaften auf.
Parallel zum Helferkreis gab es im Hintergrund auch immer Ansprechpartner im Rathaus, die für spontane Anfragen der Geflüchteten zur Verfügung standen. Seit dem Eintreffen der ersten Flüchtlinge im Ort, mit einer kurzzeitigen Unterbrechung, hat sich Stefanie Weidner aus dem Kulturamt mit viel Herzblut für die Fragen, Sorgen und Belange der Asylbewerber eingesetzt. Sie steht auch nach der Auflösung des Helferkreises weiterhin als Anlaufstelle im Rathaus zur Verfügung.